Raumtext
Ein preußischer Orden für jüdische Frauen?
War es die Ehrung jüdischer Frauen allein oder auch die abweichende Gestaltung der Auszeichnung, die das symbolträchtige Signal bei der Verleihung des 1814 gestifteten preußischen Luisenordens gab? Für aufopfernde wohltätige Tätigkeiten wurden im 19. Jahrhundert erstmalig auch Frauen mit einem Orden ausgezeichnet, die nicht zum Hochadel gehörten. In den kleinen Kreis der Trägerinnen des sogenannten Luisenordens wurden bis 1816 nur zwei jüdische Frauen aufgenommen. Statt des üblichen Ordenskreuzes wurde ihnen aus Rücksichtnahme auf ihre nicht-christliche Konfession eine Medaille verliehen.
Hier zeigt sich die Widersprüchlichkeit der nach 1812 rechtlich eingeleiteten staatsbürgerlichen Gleichstellung der Jüdinnen und Juden. Nach 1918 berief sich die Frauenorganisation des deutschnationalen Frontkämpferbundes „Stahlhelm“ erneut auf den Namen und das Andenken der verehrten Königin. Jüdischen Frauen wurde die Mitgliedschaft im „Bund Königin Luise“ rigoros verwehrt. Der Einsatz von Jüdinnen und Juden für ihr Vaterland wurde trotz der rechtlichen Gleichstellung in der Weimarer Republik konsequent ausgeblendet. •