Raumtext
Wo gehen Abgrenzung, Ausgrenzung, Anfeindung ineinander über?
Oft reicht ein Spruch oder die wiederholte Behauptung, eine Gruppe habe bestimmte Merkmale, Eigenschaften oder Arten zu Denken und zu Fühlen, um Gedankenbilder zu wecken. Antijüdische Vorurteile bildeten sich über Jahrhunderte hinweg in ganz unterschiedlichen Gesellschaftsformen und über Staatsgrenzen hinweg. Oft waren das religiöse, wirtschaftliche oder rassistische Gegenbilder, die die eigene Gruppe aufwerten sollten. Sie haben mit Jüdinnen und Juden an sich zunächst nichts zu tun, sondern sagen vor allem etwas über diejenigen, die spotten und verspotten. Betätigten sich Jüdinnen und Juden zum Beispiel im Finanzwesen, weil ihnen der Staat verbot in anderen Berufsfeldern zu arbeiten, so trug ihnen das den Vorwurf von Wucherei und Vorteilsnahme ein.
Die immer wieder aufs Neue verwendeten Bilder haben sich über Jahrhunderte so stark verfestigt, dass weder die Assimilation, noch die Integration, noch der tiefe Einschnitt der Shoah – also der Massenvernichtung der Jüdinnen und Juden zur Zeit des Nationalsozialismus – sie entkräften konnten. Überlieferte Zerrbilder wirken bis heute. •