Raumtext
Wieder was gelernt?
Das Streben nach Bildung und selbstverantwortlichem Handeln war ein wichtiger Motor für die preußischen Reformen zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Dabei wandelte sich Preußen innerhalb weniger Jahrzehnte von einem absolutistischen Staat zu einem Industriestaat. Einer der wichtigsten Bildungsreformer war Wilhelm von Humboldt, der zentrale Neuerungen wie die staatliche Aufsicht über alle Schulen, die Durchsetzung der allgemeinen Schulpflicht sowie einheitliche Lehrpläne einführte. Über den Eintritt in den preußischen Staatsdienst sollte nicht mehr Herkunft und Stand entscheiden, sondern Leistung und Bildung.
An diesen Neuerungen konnten Jüdinnen und Juden jedoch nur eingeschränkt teilhaben, und das obwohl sie seit 1812 dem Gesetz nach die gleichen Bürgerrechte hatten. Der Zugang zu Bildung und vielen Berufen war immer noch nicht frei, deshalb kam dem jüdischen Bildungswesen eine große Bedeutung zu. Solange der Zugang zu staatlichen Einrichtungen versperrt war, waren die Schulen der jüdischen Gemeinden der erste Zugang zur Bildung. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mussten sich jüdische Schulen im Lehrplan immer mehr an den staatlichen Schulen ausrichten, gleichzeitig öffneten sich Gymnasien, höhere Lehranstalten und Universitäten zunehmend jüdischen Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden. Dadurch wurde ihnen mehr gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht. •